Ausstellung
Ein Haus träumt von einem Haus in Zusammenarbeit mit wyes architects
Dies ist die Aufzeichnung einer sehr kleinen Ausstellung, die in einer Münchner Wohnung ohne jegliche Ankündigung oder Einladung stattfand.
Die Möbel, die heute noch still und leise im Haus in Meguro stehen, die Möbel, die mit der Familie aus dem Haus in Akasaka nach Meguro mit umgezogen sind. Heute lässt sich nicht mehr feststellen, wann und wie jedes einzelne Möbelstück Teil des Hauses wurde.
Wir haben jedes einzelne der schweigsamen Möbelstücke aufgemessen und fotografiert, nicht etwa um seine Echtheit zu beweisen, sondern vielmehr um ihre einzelnen Porträts zu zeichnen. Anschließend haben wir in Gesprächen alte Erinnerungen an die Möbel gesammelt.
Die Aufmaßzeichnungen und Fotos wurden per Luftpost von Tokio nach München geschickt. Die Porträts wurden dort gerahmt und in einer Münchner Wohnung ausgestellt, sie sind hier mit der Münchner Wohnung im Hintergrund zu sehen. In einem parallelen Universum würden sich die Möbel jetzt vielleicht tatsächlich in München befinden. Eine Ausstellung wie ein Fragment, das sich in die Träume des Hauses in Meguro mischt.
- Wir haben diese Truhe Katana-Dansu (Schwerttruhe) genannt. Vielleicht wurden darin früher Schwerter aufbewahrt. Wir selber haben hier sperrige, unnötige Dinge hineingestopft. Sonst habe ich keine Erinnerungen, ich weiß nicht woher sie kommt. Die Tatsache, dass sie am Eingang steht, bedeutet, dass sie wahrscheinlich in Akasaka nach dem Eingang auf der rechten Seite stand...
-Sie wirkt wie ein Möbel im Stil des Mingei (Volkskunst). Ist das nicht zum Sitzen?
- Ich glaube nicht. Japaner saßen ja nicht auf Stühlen. Würde sie eine Rückenlehne haben, würde sie in Europa wie eine Sitzbank aussehen.
- Ja es gibt solche Möbel, die auch Stauraum bieten.
- Ich habe gehört, dass diese Truhe ein gutes Stück ist. Mein Bruder wollte sie haben. Ich glaube, das war, nachdem mein Vater gestorben war. Er wollte diese Truhe, aber Sacchan sagte: "Nicht jetzt. Sie passt genau hier zum Eingang, und ich will nicht, dass du sie mitnimmst". Danach war die Sache erledigt.
- In Akasaka stand diese Truhe auch direkt im Eingangsbereich. Frontal oder vielleicht am Eingang zum Salon. Wir nannten sie Chosen-Dansu (koreanische Kommode).
- Sie hat eine schöne Aura. Was haben Sie hineingetan?
- Ich erinnere mich, dass in der Schublade immer eine Schachtel Zigaretten lag, die mein Vater zu rauchen pflegte und die 'Hope' hieß. Sie waren kurz, nur 10 Zigaretten in einer kleinen Schachtel. Ich erinnere mich auch an Golfnadeln, Münzen und solche Dinge.
- Als ich klein war, war der Bruder meiner Mutter, mein Onkel, knapp bei Kasse. Also nahm ich immer Zigaretten aus der Schublade und gab sie ihm. Er war glücklich, weil er so pleite war, dass er sich nicht einmal Zigaretten leisten konnte. lol
- Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, was in den großen Fächern war.
- Diese Virtrine ist ganz ganzn ganz alt, es gab sie auch schon in Akasaka. Wir nannten sie immer "Cabinet". Sie stand im Zimmer meiner Mutter.
- Warum ist das Geschirr hier? War das schon in Akasaka so?
- Ich weiß nicht mehr, was sie in Akasaka reingetan haben. Schau, erinnerst du dich an die Cha-dansu (Teevitirne) in der Teeküche im zweiten Stock? Auf der linken Seite, wenn man reinkommt. Sie stand zuerst dort, wo jetzt das Cabinet steht. Und dann... hm...
- ach ja, ich glaube, sie brachten die Cha-Dansu in das Zimmer meiner Großmutter. Deshalb haben sie das Cabinet gekauft, da bin ich mir sicher. Meine Großmutter wollte zu uns ziehen, also bauten sie ein zusätzliches Zimmer an, und brachten den Teeschrank in Großmutters Zimmer. Vielleicht stellten sie das Geschirr in das Cabinet so wie bei einem Cha-DansuTeekiste.
- Habt ihr das Geschirr aus dem Cabinet etwa am Kotatsu (beheitsten Tisch) benutzt?
- Nein so etwas haben wir nicht gemacht.
- Es ist auf dem Foto von Akasaka, nicht wahr? Wir nannten es früher "Shiho-dana". Aber jetzt ist es schon sehr abgenutzt.
- Was bedeutet "Shiho-dana"?
- Ich glaube "shi" für vier- und "ho" für -eck und tana (Regal)
- Weil die vier Seiten offen sind?
- Das weiß ich nicht.
- Stellt man etwas auf dem Regal aus?
- Nein, ich erinnere mich nicht an irgendwelche Dekorationen. In Akasaka stand es im Tatami Zimmer ganz hinten, das mit 10 Matten. Ich erinnere mich auch, dass dort ein Aschenbecher oder so etwas drin war. Aber vielleicht war das auch erst in Meguro...Dieses Regal sieht so aus, als ob es gleich kaputt geht, wenn man schwere Sachen darauf stellt.
- Es sieht nicht so aus, als könnte man große Dinge darauf stellen. Was hat man darauf gestellt? Es stand doch im japanischen Zimmer ganz hinten, nicht wahr? Hat man das nicht auch Besuchern gezeigt?
- Doch, wenn Gäste kamen, gab es dort Sake. Aber das kam vielleicht einmal im Jahr vor, zum Beispiel zu Neujahr. Normalerweise war es das Zimmer, in dem mein Vater schlief. Früher schliefen wir vier alle nebeneinander dort, aber mein Bruder und ich waren irgendwann raus, und so schlief schließlich nur noch mein Vater dort. Als ich klein war, schaute ich immer an die Decke und dachte, die Muster auf den Holzpaneelen sehen aus wie Haifische. Diese Decke ist jetzt unversehens ins Zimmer meiner Mutter gewandert.
- Ja, da war so viel Staub auf dieser Pendelleuchte. Die Quaste war wie kaputt und auf dem Lapenschirm war der Staub von 30 Jahren.
- In Akasaka gab es die Pendelleuchte in beiden Tatami-Zimmern im japanischen Stil, eines mit 8 Matten und eines mit 10 Matten. Die Troddeln fallen schon fast auseinander, nicht wahr. ...Es ist quasi eine Antiquität.
- Da haben Sie sich entschlossen, sie zu putzen?
- Oh, das lag daran, dass ich von Milben gebissen wurde. Ich putze gar nicht gerne, aber ich wurde im Schlaf von Milben überfallen und hatte eine allergische Reaktion. Das wollte ich nie wieder erleben, also habe ich im Internet recherchiert und herausgefunden, dass sich Milben an schmutzigen Stellen, in Staub, Schmutzablagernungen und, ich weiß nicht, Haaren und so vermehren...
- Das ist keine Überraschung. lol
- Ja? ...jedenfalls hat das meinen Blick geschärft und plötzlich habe ich überall im Haus Staub gesehen. Bis dahin dachte ich, dass Sacchan für das Putzen verantwortlich ist. Psychologisch fühlte ich mich also nicht dafür verantwortlich, auch wenn Sacchan nichts getan hat. Aber jetzt, wo sie nicht mehr da ist, kann ich nicht mehr so denken. lol Ich habe also gründlich geputzt, und das war eine Menge Arbeit, es war ja der Staub aus 30 Jahren.
- Dort, wo jetzt das Fahrrad steht, standen eigentlich Stühle. Ich glaube, es waren zwei Stühle, die jetzt im Obergeschoss stehen. Vielleicht wurde es zum Fahrradabstellplatz, nachdem mein Vater nicht mehr da war. Was ist bloß damit passiert?
- Dort oben ist jetzt aber nur einer, oder?
- Oh, wir haben zwei, oder?
- Oh, es gibt einen zweiten? Und wo?
- Im Empfangszimmer?
- Hm, ich glaube, den anderen habe ich im Lagerraum gesehen...
- Ah im Lagerraum. Es muss mehr als einen geben.
- Mehr als einen? Zwei?
- Ja, ich denke, es waren zwei. Denn sie standen nebeneinander am Eingang.
- Warum standen sie am Eingang?
- Zum sich setzen... keine Ahnung. lol Ich habe nie wirklich darüber nachgedacht, sie waren immer schon da... Ich weiß nicht einmal, wann sie diese Stühle gekauft haben oder wann sie zu unserem Haus kamen.
Ein Haus träumt von einem Haus Vol.2 - München
Ort: München
Architekt des Haus in Meguro: Yutaka Hirota
Fotografien: Kaneaki Monma, Hahn Wensch Architekten und wyes architects
Zusammenarbeit mit wyes architects
Kontakt
Aberlestr. 18
81371 München
Fon 089 .3 07 07.800
Fax 089 .3 07 07.898
Ausstellung
Ein Haus träumt von einem Haus in Zusammenarbeit mit wyes architects
Dies ist die Aufzeichnung einer sehr kleinen Ausstellung, die in einer Münchner Wohnung ohne jegliche Ankündigung oder Einladung stattfand.
Die Möbel, die heute noch still und leise im Haus in Meguro stehen, die Möbel, die mit der Familie aus dem Haus in Akasaka nach Meguro mit umgezogen sind. Heute lässt sich nicht mehr feststellen, wann und wie jedes einzelne Möbelstück Teil des Hauses wurde.
Wir haben jedes einzelne der schweigsamen Möbelstücke aufgemessen und fotografiert, nicht etwa um seine Echtheit zu beweisen, sondern vielmehr um ihre einzelnen Porträts zu zeichnen. Anschließend haben wir in Gesprächen alte Erinnerungen an die Möbel gesammelt.
Die Aufmaßzeichnungen und Fotos wurden per Luftpost von Tokio nach München geschickt. Die Porträts wurden dort gerahmt und in einer Münchner Wohnung ausgestellt, sie sind hier mit der Münchner Wohnung im Hintergrund zu sehen. In einem parallelen Universum würden sich die Möbel jetzt vielleicht tatsächlich in München befinden. Eine Ausstellung wie ein Fragment, das sich in die Träume des Hauses in Meguro mischt.
- Wir haben diese Truhe Katana-Dansu (Schwerttruhe) genannt. Vielleicht wurden darin früher Schwerter aufbewahrt. Wir selber haben hier sperrige, unnötige Dinge hineingestopft. Sonst habe ich keine Erinnerungen, ich weiß nicht woher sie kommt. Die Tatsache, dass sie am Eingang steht, bedeutet, dass sie wahrscheinlich in Akasaka nach dem Eingang auf der rechten Seite stand...
-Sie wirkt wie ein Möbel im Stil des Mingei (Volkskunst). Ist das nicht zum Sitzen?
- Ich glaube nicht. Japaner saßen ja nicht auf Stühlen. Würde sie eine Rückenlehne haben, würde sie in Europa wie eine Sitzbank aussehen.
- Ja es gibt solche Möbel, die auch Stauraum bieten.
- Ich habe gehört, dass diese Truhe ein gutes Stück ist. Mein Bruder wollte sie haben. Ich glaube, das war, nachdem mein Vater gestorben war. Er wollte diese Truhe, aber Sacchan sagte: "Nicht jetzt. Sie passt genau hier zum Eingang, und ich will nicht, dass du sie mitnimmst". Danach war die Sache erledigt.
- In Akasaka stand diese Truhe auch direkt im Eingangsbereich. Frontal oder vielleicht am Eingang zum Salon. Wir nannten sie Chosen-Dansu (koreanische Kommode).
- Sie hat eine schöne Aura. Was haben Sie hineingetan?
- Ich erinnere mich, dass in der Schublade immer eine Schachtel Zigaretten lag, die mein Vater zu rauchen pflegte und die 'Hope' hieß. Sie waren kurz, nur 10 Zigaretten in einer kleinen Schachtel. Ich erinnere mich auch an Golfnadeln, Münzen und solche Dinge.
- Als ich klein war, war der Bruder meiner Mutter, mein Onkel, knapp bei Kasse. Also nahm ich immer Zigaretten aus der Schublade und gab sie ihm. Er war glücklich, weil er so pleite war, dass er sich nicht einmal Zigaretten leisten konnte. lol
- Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, was in den großen Fächern war.
- Diese Virtrine ist ganz ganzn ganz alt, es gab sie auch schon in Akasaka. Wir nannten sie immer "Cabinet". Sie stand im Zimmer meiner Mutter.
- Warum ist das Geschirr hier? War das schon in Akasaka so?
- Ich weiß nicht mehr, was sie in Akasaka reingetan haben. Schau, erinnerst du dich an die Cha-dansu (Teevitirne) in der Teeküche im zweiten Stock? Auf der linken Seite, wenn man reinkommt. Sie stand zuerst dort, wo jetzt das Cabinet steht. Und dann... hm...
- ach ja, ich glaube, sie brachten die Cha-Dansu in das Zimmer meiner Großmutter. Deshalb haben sie das Cabinet gekauft, da bin ich mir sicher. Meine Großmutter wollte zu uns ziehen, also bauten sie ein zusätzliches Zimmer an, und brachten den Teeschrank in Großmutters Zimmer. Vielleicht stellten sie das Geschirr in das Cabinet so wie bei einem Cha-DansuTeekiste.
- Habt ihr das Geschirr aus dem Cabinet etwa am Kotatsu (beheitsten Tisch) benutzt?
- Nein so etwas haben wir nicht gemacht.
- Es ist auf dem Foto von Akasaka, nicht wahr? Wir nannten es früher "Shiho-dana". Aber jetzt ist es schon sehr abgenutzt.
- Was bedeutet "Shiho-dana"?
- Ich glaube "shi" für vier- und "ho" für -eck und tana (Regal)
- Weil die vier Seiten offen sind?
- Das weiß ich nicht.
- Stellt man etwas auf dem Regal aus?
- Nein, ich erinnere mich nicht an irgendwelche Dekorationen. In Akasaka stand es im Tatami Zimmer ganz hinten, das mit 10 Matten. Ich erinnere mich auch, dass dort ein Aschenbecher oder so etwas drin war. Aber vielleicht war das auch erst in Meguro...Dieses Regal sieht so aus, als ob es gleich kaputt geht, wenn man schwere Sachen darauf stellt.
- Es sieht nicht so aus, als könnte man große Dinge darauf stellen. Was hat man darauf gestellt? Es stand doch im japanischen Zimmer ganz hinten, nicht wahr? Hat man das nicht auch Besuchern gezeigt?
- Doch, wenn Gäste kamen, gab es dort Sake. Aber das kam vielleicht einmal im Jahr vor, zum Beispiel zu Neujahr. Normalerweise war es das Zimmer, in dem mein Vater schlief. Früher schliefen wir vier alle nebeneinander dort, aber mein Bruder und ich waren irgendwann raus, und so schlief schließlich nur noch mein Vater dort. Als ich klein war, schaute ich immer an die Decke und dachte, die Muster auf den Holzpaneelen sehen aus wie Haifische. Diese Decke ist jetzt unversehens ins Zimmer meiner Mutter gewandert.
- Ja, da war so viel Staub auf dieser Pendelleuchte. Die Quaste war wie kaputt und auf dem Lapenschirm war der Staub von 30 Jahren.
- In Akasaka gab es die Pendelleuchte in beiden Tatami-Zimmern im japanischen Stil, eines mit 8 Matten und eines mit 10 Matten. Die Troddeln fallen schon fast auseinander, nicht wahr. ...Es ist quasi eine Antiquität.
- Da haben Sie sich entschlossen, sie zu putzen?
- Oh, das lag daran, dass ich von Milben gebissen wurde. Ich putze gar nicht gerne, aber ich wurde im Schlaf von Milben überfallen und hatte eine allergische Reaktion. Das wollte ich nie wieder erleben, also habe ich im Internet recherchiert und herausgefunden, dass sich Milben an schmutzigen Stellen, in Staub, Schmutzablagernungen und, ich weiß nicht, Haaren und so vermehren...
- Das ist keine Überraschung. lol
- Ja? ...jedenfalls hat das meinen Blick geschärft und plötzlich habe ich überall im Haus Staub gesehen. Bis dahin dachte ich, dass Sacchan für das Putzen verantwortlich ist. Psychologisch fühlte ich mich also nicht dafür verantwortlich, auch wenn Sacchan nichts getan hat. Aber jetzt, wo sie nicht mehr da ist, kann ich nicht mehr so denken. lol Ich habe also gründlich geputzt, und das war eine Menge Arbeit, es war ja der Staub aus 30 Jahren.
- Dort, wo jetzt das Fahrrad steht, standen eigentlich Stühle. Ich glaube, es waren zwei Stühle, die jetzt im Obergeschoss stehen. Vielleicht wurde es zum Fahrradabstellplatz, nachdem mein Vater nicht mehr da war. Was ist bloß damit passiert?
- Dort oben ist jetzt aber nur einer, oder?
- Oh, wir haben zwei, oder?
- Oh, es gibt einen zweiten? Und wo?
- Im Empfangszimmer?
- Hm, ich glaube, den anderen habe ich im Lagerraum gesehen...
- Ah im Lagerraum. Es muss mehr als einen geben.
- Mehr als einen? Zwei?
- Ja, ich denke, es waren zwei. Denn sie standen nebeneinander am Eingang.
- Warum standen sie am Eingang?
- Zum sich setzen... keine Ahnung. lol Ich habe nie wirklich darüber nachgedacht, sie waren immer schon da... Ich weiß nicht einmal, wann sie diese Stühle gekauft haben oder wann sie zu unserem Haus kamen.
Ein Haus träumt von einem Haus Vol.2 - München
Ort: München
Architekt des Haus in Meguro: Yutaka Hirota
Fotografien: Kaneaki Monma, Hahn Wensch Architekten und wyes architects
Zusammenarbeit mit wyes architects
Kontakt
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81371 München
Fon 089 .3 07 07.800
Fax 089 .3 07 07.898